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Wir beginnen hörend
„Der menschliche Embryo-also jeder von uns-ist noch keinen Zentimeter groß (acht oder neun Millimeter – sieben oder acht Tage nach der Befruchtung der weiblichen Ei-Zelle; eben erst ist das kleine Zellbündel, das da zu wachsen beginnt, aus der Gebärmutter nach oben in den Uterus gewandert, damit es dort mehr Platz findet), da sind bereits mikroskopisch kleine Ansätze zur Bildung von Ohren an ihm erkennbar. Und dann wachsen diese Ansätze unverhältnismäßig schnell, und viereinhalb Monate nach der Befruchtung ist unser eigentliches Hörorgan, das sogenannte Labyrinth mit der Cochlea, komplett fertig.
Noch erstaunlicher ist, dass es gleich in seiner endgültigen Größe fertig ist. Wir alle wachsen, bis wir achtzehn oder neunzehn Jahre alt sind. Wir besitzen nur ein einziges Organ, das seine endgültige Größe erreicht, lange bevor wir geboren werden – unser Innenohr. Wir müssen noch einmal so lange im Bauch unserer Mutter verbringen – noch weitere viereinhalb Monate- und dennoch ist unser eigentliches Hörorgan fertig.
Da ist also ein kleines Wesen, das hören will – mit einer Zielstrebigkeit, die die Wissenschaftler immer wieder verblüfft. In allem ist es von der Mutter abhängig-Atem, Blutkreislauf, Ernährung, Verdauungs- und Reinigungsfunktionen -, nur eines will es unbedingt selbst – so schnell wie möglich: hören!“
Wir enden hörend
Wenn wir sterben – wenn alle unsere Sinne erlöschen – wenn wir vor lauter Schmerzen, die wir dann vielleicht haben, schon lange nichts mehr fühlen können – schon längst die Augen geschlossen halten – schon nichts mehr schmecken und nichts mehr riechen -, dann ist der Sinn, der bei der Mehrzahl der Menschen als letzter erlischt, der Hörsinn. „
Zitiert von Joachim Ernst Berendt „Klang Musik und Spiritualität der Seele, Herder Spektrum